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Erste Filme der 6. Woche der Kritik

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Erste Filme der 6. Woche der Kritik

Erste Filme der 6. Woche der Kritik

Die Stadt als französische Kampfzone, vom rumänischen Star zur serbischen Diva, ein Geist aus der nigerianischen Vergangenheit, Gewaltgeschichten aus Brasilien, ein spanischer Sommer bei ausgehendem Wasser, die Hängematte als Blickwinkel in Venezuela, auf Altgriechisch singende Vögel und eine österreichische Überraschung. Die ersten Filme der 6. Woche der Kritik auf einen Blick.

Die Woche der Kritik 2020 eröffnet mit einem Filmprogramm unter dem Zeichen von Auto Agitation. Eine kurze analoge Videoarbeit des deutschen Filmemachers und diesjährigen Konferenzgastes Oliver Bassemir setzt den Ton mit einer unkonventionellen Stadtführung durch Bordeaux, die eine große Faszination für urbane Unorte aufweist. Ein Film, der die eigene Unzufriedenheit mit der Welt sehr persönlich nimmt. Auf die Weltpremiere von „[Bordeaux], ma bile“ folgt die erste deutsche Aufführung von „Ivana the Terrible“ – einer feministischen Komödie über eine in Rumänien lebende Frau, die selbst die Regisseurin des Films ist. Als Star kehrt Ivana Mladenović („Soldiers: Story from Ferentari“) in ihren Heimatort in Serbien zurück, stolpert aber von einem Ungeschick ins nächste. Mit ihrer lockeren Inszenierung erinnert sie gleichzeitig an Mockumentarys und an die intensiven Porträts von Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Mit „The Lost Okoroshi“ will die Woche der Kritik wieder den Scheinwerfer auf einen nigerianischen Film lenken. Nach „Green White Green“ (Woche der Kritik 2017) ist es Abba T. Makamas zweiter Langspielfilm. Er ist durchdrungen von fantastischen Einfällen und tollpatschigen Helden. Die Geister der Urahnen verfolgen Taugenichts Raymond in seinen Träumen, bis sie eines Tages sein Leben komplett auf den Kopf stellen. Wir zeigen den Film zusammen mit dem brasilianischen Beitrag „Seven Years in May“ von Affonso Uchôa („Arábia“), der irgendwo zwischen Performance, Fiktion und Dokumentarfilm von menschlichen Abgründen, Entführungen und Folterungen erzählt, ohne einer Faszination für Gewalt zu erliegen. Im Gegenteil sucht Uchôa den Moment der Würde in der Zeugenschaft. Der Abend steht unter keinem Stichwort, sondern wir erproben ein neues Format. Das Programm soll zu einem Streitgespräch von zwei Kritiker*innen einladen.

Ein weiterer deutscher Beitrag im Programm heißt „For the Time Being“. Es handelt sich um Salka Tizianas Abschlussfilm an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, den sie in einer spanischen Berglandschaft gedreht hat. Es ist ein langsamer, kontemplativer Sommerfilm geworden, über moderne Absurditäten und die Zeit, die im Sommer mal schmilzt und sich mal ausdehnt. Im Urlaub auf der Finca wird das Wasser knapp, weil der Pool für die Kinder gefüllt werden will. Das Spiel mit den Erwartungen an narrative Verdichtungen beherrscht auch Luis Arnías, dessen „Malembe“ bei der diesjährigen Woche der Kritik uraufgeführt wird. Zusammen mit „For the Time Being“ firmiert er am Abschlussabend unter dem Stichwort Slow Cinema Fast. Der in Venezuela und den USA entstandene experimentelle Familienfilm von Arnías blickt auf die Welt wie von einer Hängematte aus, entspannt und auch mal rasant.

Der auf Altgriechisch gesprochene und gesungene sowie in Silbo Gomero gepfiffene „Common Birds“ ist eine verrückte Reise vom grauen Athen in einen grün fluoreszierenden Wald. Zwei verschuldete Männer suchen erst nach dem Paradies, dann begegnen sie einem Vogel, mit dem sie sich prächtig verstehen. Das Regie-Duo Silvia Maglioni und Graeme Thomson („Facs of Life“, „In Search of UIQ“) hat ein federleichtes Pamphlet und eine radikale Versuchsanordnung geschaffen: gegen das Überholte und für das Überhöhte. Gepaart wird „Common Birds“ mit einem Überraschungsfilm, den das Diskollektiv aus Wien unter dem Titel Trouble Feature mitbringt: „Im Dissens zweier Einzelfilme aus unterschiedlichen Diskursecken liegt ein politisches Potenzial.“ Das Diskollektiv führt durch den Abend, die Woche der Kritik ist zu Gast. Die Abgabe der kuratorischen Kontrolle versteht sich auch als eine Fortsetzung der Auftaktkonferenz ‘Cinema plural, die am Mittwoch, den 19. Februar im Theaterdiscounter ein Forum schafft für Anliegen von Bekannten und Unbekannten – als Grundlage der Konferenz wurde erstmals auf eine Ausschreibung gesetzt.

Die ersten Programme im Überblick

DO 20. Feb
20:00 Uhr
AUTO AGITATION

[BORDEAUX], MA BILE
R+K: Oliver Bassemir, DE/FR 2019, 10 Min., französische/englische OmeU – Weltpremiere

IVANA THE TERRIBLE (IVANA CEA GROAZNICA)
R: Ivana Mladenović, C: Ivana Mladenović, Luka Gramić, Gordana Mladenović, Miodrag Mladenović, Kosta Mladenović, K: Carmen Tofeni, RO/SRB 2019, 86 Min., rumänische/serbische OmeU – Deutschlandpremiere

FR 21. Feb
20:00 Uhr
TROUBLE FEATURE

COMMON BIRDS
R: Silvia Maglioni, Graeme Thomson, C: Kostas Vassardanis, Tassos Raptis, Rinio Kyriazi, Ana Luz Arteaga, K: Thomas Favel, Graeme Thomson, Panagiotis Vasilakis, FR/GR 2019, 84 Min., altgriechische OmeU – Deutschlandpremiere

SURPRISE SCREENING / ÜBERRASCHUNGSFILM
Kuratiert vom Diskollektiv Wien

SO 23. Feb
20:00 Uhr
STREITGESPRÄCH

SEVEN YEARS IN MAY (SETE ANOS EM MAIO)
R: Affonso Uchôa, C: Rafael dos Santos Rocha, Wederson Neguinho, Leonardo Ferreira, Maicon Felipe, Magno Pires, K: Lucas Barbi, BR/AR 2019, 42 Min., portugiesische OmeU – Deutschlandpremiere

THE LOST OKOROSHI
R: Abba Makama, C: Judith Audu, Seun Ajayi, Tope Tedela, Ifu Ennada, Chiwetalu Agu, K: Mike Omonua, NG 2019, 92 Min., Igbo / Pidgin / englische OmeU – Deutschlandpremiere

DO 27. Feb
20:00 Uhr
SLOW CINEMA FAST

FOR THE TIME BEING (TAL DÍA HIZO UN AÑO)
R: Salka Tiziana, C: Melanie Straub, Jon Bader, Ole Bader, Amalia Amián del Pino, Pilar del Pino, K: Tom Otte, DE/ES/CH 2020, 71 Min., spanische/deutsche/englische OmeU

MALEMBE
R + K: Luis Arnías, C: Manuela Maldonado, Maya Maldonado, Kathy Maldonado, Kimberly Forero-Arnías, Eva Arnías, VE/US 2020, 12 Min., o.D. – Weltpremiere