Menü

LA BOUCHE

SEARCHING FOR OSCAR

YET TO RULE

THE BIG HOUSE

SCARY MOTHER

Woche der Kritik 2018: Urushadze, Popescu, Guerra, Restrepo und ein Kollektiv

Suspense aus Georgien, das kollektiv erstellte Porträt des größten amerikanischen Footballstadions, Fantastisches aus Rumänien, die Spurensuche nach dem anarchischen Potenzial des Filmkritikers im Festivalzirkus und ein Lied, um Männer aufzurütteln: Die ersten Filme aus dem Programm der WOCHE DER KRITIK 2018 stehen fest.

scary mother 2

Die WOCHE DER KRITIK eröffnet ihr Filmprogramm am 15.02. im Hackesche Höfe Kino mit dem Debüt „Scary Mother“ („Sashishi deda“) der Georgierin Ana Urushadze. Beim Locarno Filmfestival gewann es den Preis für das beste Erstlingswerk. Der psychologische Thriller folgt einer Schriftstellerin, in deren gerade abgeschlossenem Roman die Protagonistin mit großer Detailfreude schildert, wie sehr sie ihre Familie verabscheut. Als ihr Mann und ihre Kinder das erfahren, bricht die Kunst in ihr Leben ein. Inmitten brutaler Beton-Architektur entfaltet sich das absurde Drama eines Lebens zwischen Emanzipation und Repression, Vertrauen in die Kunst und Wahnsinn.

Mit The Big House“ feiert ein ungewöhnliches Dokumentarfilmprojekt über das größte Football-Stadion der USA – das in Ann Arbor gelegene Michigan Stadium – seine Uraufführung bei der WOCHE DER KRITIK. Der japanische Regisseur Kazuhiro Sôda („Campaign“, „Mental“) zeichnet für den Schnitt verantwortlich und hat das Vorhaben gemeinsam mit Markus Nornes und Terri Sarris in der „Liberal Arts“-Fakultät der Universität von Michigan angeleitet. Im Rahmen ihres Seminars ist schließlich ein beobachtender Dokumentarfilm entstanden, der Elemente des Direct Cinema aufgreift, um die zentralen Prozesse des Football-Stadions zu erkunden. Erst nach und nach wird die ganze politische Tragweite dieser Studie der Vereinigten Staaten in Zeiten von Donald Trump ersichtlich.

Die rumänische Regisseurin Mihaela Popescu präsentiert in Berlin die Weltpremiere ihres surrealen Spielfilmdebüts „Yet to Rule“ („În pronunțare“). Furchtlos verschmilzt sie darin Traditionen der rumänischen Neuen Welle – schnörkellosen Realismus und das Interesse an institutionellen Strukturen (hier einem Gerichtssaal) – mit einer frei fließenden, fantastischen Erzählung um Geschlechterverhältnisse, Dominanz und die Regeln des Zusammenlebens. Popescu setzt dabei ihre Zusammenarbeit mit Kameramann Marius Panduru fort, der unter anderem für Filme von Corneliu Porumboiu und Radu Jude bekannt ist, und hat ein herausragendes Schauspielerensemble um Dorotheea Petre und Toma Cuzin versammelt.

BEACH

Ebenfalls als Weltpremiere läuft der spanische Dokumentarfilm „Searching for Oscar“ („En busca del Óscar“) von Octavio Guerra, der den Filmkritiker Óscar Peyrou monatelang von einem Festival zum nächsten begleitet hat. In minutiös komponierten Bildern entsteht gleichzeitig das Porträt eines alternden Kritikers und das einer eigenartigen Festivalgesellschaft. Dabei ist Peyrou nicht irgendwer: Er ist Präsident der spanischen Filmkritikervereinigung und behauptet von sich, er bewerte Filme lieber nach ihren Plakaten, das sei objektiver. Dass er ein Buch mit dem Titel „Das anarchische Kino“ veröffentlicht hat, kann Anstoß geben, nicht alles, was er sagt, beim Wort zu nehmen. Guerras dokumentarische Arbeit findet eine erstaunlich souveräne Balance zwischen distanzierter Beobachtung und komödiantischer Inszenierung einer Welt, die geübt darin ist, zu kontrollieren, welches Bild sie abgibt.

Auch 2018 bleibt die WOCHE DER KRITIK der Entscheidung treu, Kurz- und Langfilme in gemeinsamen Programmen zu zeigen. Eine musikalisch-performative Reise erlaubt dabei „La Bouche“ des kolumbianischen Regisseurs Camilo Restrepo. Der Film, der bei der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes seine Premiere hatte und erstmals in Deutschland zu sehen ist, ist eine von Gesang strukturierte Parabel auf Rituale des Widerstands gegenüber dem Patriarchat. In einen an Guerilla-Filme erinnernden, rauen Stil bettet Restrepo die schönsten analogen Filmfarben und eine kleine Form der Utopie – die auch damit verbunden ist, dass Restrepo zum kollektiven Analogfilmlabor L’Abominable gehört.

Die 4. WOCHE DER KRITIK findet vom 14. bis 22. Februar 2018 statt. Das Filmprogramm beginnt am Donnerstag, 15. Februar im Hackesche Höfe Kino.

Die WOCHE DER KRITIK ist eine Veranstaltung des Verbands der deutschen Filmkritik gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa – Spartenoffene Förderung, die Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst und die Rudolf Augstein Stiftung.

0 Kommentare Antworten

    Kommentieren