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Zlotowski, Yukisada, Koberidze, Fruhauf, Máté: Das Programm der 3. Woche der Kritik ist komplett

Aroused by Gymnopedies

The Headless Appearance

Lass den Sommer nie wieder kommen

Planetarium

Fuddy Duddy

Zlotowski, Yukisada, Koberidze, Fruhauf, Máté: Das Programm der 3. Woche der Kritik ist komplett

Den Abschluss der Woche der Kritik 2017 macht, passend zur Eröffnungskonferenz, ein politischer Film, der an der Oberfläche von ganz anderem handelt. Begleitet wird er von einem Flicker-Film, der Strukturen aufdrängt und doch befreiend wirkt. Der längste wie der kürzeste Film des Programms werden als Weltpremieren gezeigt: aus Deutschland stammt eine 202-minütige Erforschung der Liebe in Zeiten des digitalen Bildes, aus Ungarn eine Reverenz vor dem Analogfilm. Diese wird flankiert von einer Hommage an den japanischen Erotikfilm der 1970er Jahre.

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Der Berliner Regisseur Alexandre Koberidze („Colophon”, „Der Fall”) präsentiert im Rahmen derWoche der Kritik die Weltpremiere seines in Georgien gedrehten Films „Lass den Sommer nie wieder kommen”. In 3 Stunden und 22 Minuten entwickelt der zugleich komödiantische und dramatische Liebesfilm eine radikale Position dazu, was Bilder können, dürfen und vielleicht sogar müssen – indem die Bildauflösung brutal reduziert wurde, offenbart er eine aufregende und malerische Dimension des Digitalen.

Als Hommage an die Roman-Porno-Filme der 1970er Jahre hat „Aroused by Gymnopedies” von Isao Yukisada („Go”, „Crying Out Love in the Center of the World”) einen klaren Bezugspunkt. Doch der für das alte japanische Studio Nikkatsu gedrehte Low-Budget-Film ist gleichzeitig völlig gegenwärtig. Die jungen Frauen, die sich dem abgehalfterten Regisseur hingeben, wissen genau, was sie tun. Und der Protagonist steht ausgerechnet auf eine Melodie von Erik Satie – viel absurder geht es nicht mehr.

Der Kurzfilm „The Headless Appearance” der ungarischen Experimentalfilmerin Bori Máté entwirft am selben Abend ebenfalls eine Hommage, in diesem Fall an die Farbe und den freien Umgang mit Erinnerungsbildern.

Den Abschluss der Woche der Kritik 2017 markiert der dritte Spielfilm der französischen Regisseurin Rebecca Zlotowski („Belle Épine”, „Grand Central”). In „Planetarium” erforscht sie die Kinogeschichte mit einem politisch komplexen und formal ausgetüftelten Ansatz. Der Film erzählt von einem französischen Filmproduzenten, der mit der Hilfe zweier amerikanischer Spiritistinnen (Natalie Portman und Lily-Rose Depp) das Kino im Frankreich der 30er Jahre revolutionieren will. Dabei findet Portman in ihrer Rolle als zunächst hauptberufliches Medium unter Scheinwerfern zu sich selbst, während sich um sie herum Europa der Katastrophe nähert.

Der österreichische Regisseur Siegfried A. Fruhauf steuert zum letzten Abend den 5-minütigen Flicker-Film „Fuddy Duddy” bei, der als befreiender Angriff auf die Retina funktioniert. Die Strukturen, die sich ins Auge einbrennen, sind Halt und Verunsicherung zugleich.

Nach der Auftaktkonferenz „Lost in Politics” am Abend des 8. Februar im silent green Kulturquartier wird die dritte WOCHE DER KRITIK vom 9. bis zum 16. Februar 2017 im Hackesche Höfe Kino Berlin stattfinden. An sieben Abenden bildet jeweils ein Filmprogramm den Ausgangspunkt für eine weitergehende Debatte, die sich mit Fragen von Filmkultur, -politik und -ästhetik befasst. Dabei werden vielfältige Formen des zeitgenössischen Filmschaffens präsentiert und diskutiert.

Die WOCHE DER KRITIK ist eine Veranstaltung des Verbands der deutschen Filmkritik e.V.

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