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12. Feb

20:00, Hackersche Höfe Kino

12. Feb

NOTES FOR A DÉJA VU

R+K: Colectivo Los Ingrávidos, MX 2021, 22 Min., englische OV – EP

Nach einem halben Jahrhundert protestieren mexikanische Bürger*innen, um des Massakers von Tlatelolco von 1968 zu gedenken, eines Massenmords durch das Militär am Höhepunkt der Studierendenbewegung. Ein anderer Ort, eine andere Zeit: Eines Nachts murmelt Jonas Mekas Worte der Weisheit und Melancholie. Seine Stimme begleitet Aufnahmen der Proteste, gefilmt vom Colectivo Los Ingrávidos, bis Zeitebenen und Stimmungen aufeinanderprallen und sich vermischen wie Demonstrierende, die sich den Stadtraum erschließen. Ein filmisches détournement zwischen der Vergangenheit der Avantgarde und der flickernden, bunten Gegenwart, zwischen Intimität und Öffentlichkeit, zwischen der feinsinnigen Musik von Jozef Dumoulin und den marschierenden Körpern. Was bedeutet es, heute eine politische Aktion mit einer Bolex zu filmen? „We have to destroy the horrendous clarity of their million-dollar cameras. We have to syncopate and de-phase“, schrieb die Gruppe 2012 in ihrem Manifest. Kann Nostalgie politisch sein?

THE DREAM AND THE RADIO (LE RÊVE ET LA RADIO)

R: Renaud Després-Larose, Ana Tapia Rousiouk, C: Geneviève Ackerman, Ana Tapia Rousiouk, Renaud Després-Larose, Étienne Pilon, K: Renaud Després-Larose, CA 2022, 135 Min., französisches OmeU – DP

Das Leben von Constance, Eugene und Beatrice wird durcheinandergebracht von einem unerwarteten Geldsegen und besonders von Raoul Debord, der es als selbsternannter Revolutionär auf die Radiostationen der Stadt abgesehen hat. Mit nur einer Handbewegung schaltet der Film zwischen dem On und Off um, collagiert Traumsequenzen mit der Wirklichkeit und driftet mit seinen Figuren jazzig durch die Nächte. Ana Tapia Rousiouk und Renaud Després-Larose, der mehrmals Kameramann beim kanadischen Visionär Olivier Godin (Woche der Kritik 2018) war, versetzen in ihrem Regiedebüt die Bilder durch Klänge in Bewegung, als wäre dies der erste Tonfilm überhaupt. Ein Film, der in fast romantische Videobilder eintaucht, während er die Spielregeln des Kinos verlernt und neu erfindet, als würde er es einfach nur vom Hören her denken.

Debatte LOSING TRANSMISSION – 12. Februar

Teil einer revolutionären Bewegung sein oder lieber gnadenlos das eigene Ding durchziehen? Oder doch beides zusammen – irgendwie? Wie können die Mittel des Kinos das Private und das Politische verbinden, und wie behält das Filmemachen seine gesellschaftliche Relevanz? Was haben vermeintlich überholte Medien wie das Radio oder analoge Kameras heute mit gesellschaftlichem Aufstand zu tun? Wecken sie bloß Nostalgie oder Melancholie? Ist eine analoge Filmpraxis im digitalen Zeitalter automatisch widerständig? Eine driftende Debatte zu Übersetzungen des Aufbegehrens in auf magische Weise miteinander verbundene Bilder und Töne, die sich schließlich auflösen.

Gäste u.a.: Ana Tapia Rousiouk, Renaud Després-Larose, Nina Menkes