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Special Screenings

Special Screenings

ARTISTIC DIFFERENCES – GHOSTS OF THE DAMNED EARTH

Basierend auf einer Initiative der Festivalmacherin Cíntia Gil kooperieren wir dieses Jahr erstmals mit dem UnionDocs Center for Documentary Art. In der Programmreihe Artistic Differences finden seit Juli 2022 und in Zusammenarbeit mit internationalen Filmfestivals wie dem Open City Documentary Festival, FICValdivia, oder dem Taiwan International Documentary Film Festival regelmäßig internationale Debatten und Filmvorführungen statt. Im Zentrum der Film- und Diskussionsreihe steht die Auseinandersetzung mit herausfordernden Filmen und Künstler*innen, die sich Perspektiven der kollektiven Weiterentwicklung und Formen des Miteinanders widmen. Im Rahmen von Artistic Differences haben Cíntia Gil und Victor Guimarães (Filmkritiker und Mitglied der diesjährigen WdK- Auswahlkommission) ein Programm mit vier Filmen kuratiert, das simplen Ideen von Zeitgeschichte zuwiderläuft.

Gäste: Cíntia Gil, Victor Guimarães, Jenny Miller, Christopher Allen

LAVRA DOR

Fr, 17. Februar, 17:00 Uhr

R: Ana Carolina, Paulo Rufino, BR 1968, 10 Min., portugiesische OmeU

LAVRA DOR ist ein poetischer Essay und eine offene Reflexion über die Lebensumstände brasilianischer Landarbeiter*innen angesichts der Agrarreform und der Auswirkungen des Militärputsches von 1964. Mit fragmentarischer Montage und einem ausgeprägten Experimentiergeist werden die Möglichkeiten des filmischen Ausdrucks erweitert.

Indem er die Form des Dokumentarfilms umgestaltet und seine Mittel und Werkzeuge nutzt, um das Kino als kritische Praxis zu etablieren, begründet der Film eine neue Art der Zuschauerschaft: eine, die die Objektivität des Kinos infrage stellt und die politischen Hintergründe jeder stilistischen Wahl offenlegt. Der in Zusammenarbeit mit Ana Carolina entstandene Kurzfilm vereint Archiv- und Dokumentaraufnahmen sowie die Worte des Dichters Mário Chamie zu einem faszinierenden Stück Kino, das seine Entstehungszeit, das Regime seines Landes und gängige Vorstellungen über das Leben zur Zeit des Militärputsches hinterfragt.

[Tickets]

 

O TIGRE E A GAZELA

Fr, 17. Februar, 17:00 Uhr

R: Aloysio Raulino, BR 1977, 14 min., portugiesische OmeU

Texte von Frantz Fanon werden Bildern von Bettlern, Betrunkenen und Wanderern aus den Straßen von São Paulo gegenübergestellt. Der im Stil des Direct Cinema gedrehte Film verkompliziert und erweitert die Aussagekraft der Bilder, indem er ihnen einen historischen, philosophischen und politischen Anstrich verleiht – nicht nur durch Fanons Texte, sondern auch durch eine ebenso sensible wie verstörende Montage. Gesichter und Körper, Gesten und Bewegungen fügen sich zu einer kollektiven Konfrontation mit einem ganzen Land, zu einem ruhelosen Blick auf dessen geistige und materielle Bedingungen – ein Blick, der nach einem wirklichen Fortschritt in einer Gesellschaft verlangt, die auf der Armut und Ausbeutung der Nachkommen der Versklavten beruht. O TIGRE E A GAZELA ist ein kraftvolles Porträt der Beharrlichkeit des Lebens, des Widerstands und der Würde, die in jedem Menschen steckt, der sich weigert, die ihm zugewiesene Rolle zu akzeptieren.

[Tickets]

 

THE WHITE DEATH OF A BLACK WIZARD

Fr, 17. Februar, 17:00 Uhr

R: Rodrigo Ribeiro-Andrade, BR 2020, 11 Min., o. D. – DP

Erinnerungen an die Sklaverei in der brasilianischen Vergangenheit fließen in ätherische Landschaften und erschütternde Geräusche ein. In einem visuellen, poetischen Essay reflektiert diese intime und sinnliche Reise das Schweigen und die Unsichtbarkeit Schwarzer Menschen in der afrikanischen Diaspora. Geleitet vom Abschiedsbrief des versklavten Afrobrasilianers Timóteo reisen wir durch gespenstische Archivbilder, die das generationenübergreifende Erbe der Sklaverei widerspiegeln – in dem Gebiet, das zur Zeit des transatlantischen Sklavenhandels die höchste Zahl versklavter Afrikaner*innen aufwies. Ribeiro-Andrades Film ist eine eindringliche Bewegung in die Erinnerung hinein. Dabei setzt er sich mit deren Zweideutigkeiten und Lücken auseinander, in einem Land, das immer noch von den Nachwirkungen dieser unterschätzten Gewalt betroffen ist.

[Tickets]

 

THE SECRET FORMULA (LA FORMULA SECRETA)

Fr, 17. Februar, 17:00 Uhr

R: Ruben Gámez, MX 1965, 42 Min., spanische OmeU

Ein Essay, in dem ein Gedicht von Juan Rulfo, mit der Stimme von Jaime Sabines, den Ton und die Tiefe angibt. Voller surrealer Momente der Schönheit und provokanter Szenarien, die die historischen Widersprüche und die schmerzhafte Konstruktion des vermeintlichen mexikanischen Nationalcharakters thematisieren. Der Film, der auch den Titel COCA-COLA EN LA SANGRE (Coca-Cola im Blut) trägt, sammelt eine Reihe von Metaphern, die sich mit der Konstruktion von Identität im Verhältnis zur Macht des Nachbarlandes auseinandersetzen sowie mit der kapitalistischen kolonialistischen Kraft, welche auf eine Gesellschaft einwirkt, die nach ihrem eigenen Schicksal sucht. Der barocke und respektlose Stil dieses Films, der sein Land gegen den Strich filmt, als Gegenstück zu anderen zeitgenössischen Darstellungen des Landes, hallt noch immer auf vielfältige Weise in unserer Gegenwart nach.

Gäste: Christopher Allen, Cíntia Gil, Victor Guimarães, Jenny Miller

[Alle Gäste]

[Tickets]

 

JEDER SCHREIBT FÜR SICH ALLEIN

Sa, 18. Februar, 16:00 Uhr

R: Dominik Graf, DE/FR 2023, 167 Min., deutsche OmeU

Jeder schreibt für sich allein: Der Autor Anatol Regnier hat 2022 ein Buch veröffentlicht, das das Leben und Wirken von Schriftsteller*innen in Nazideutschland betrachtet. In Zusammenarbeit mit Regnier adaptierte Dominik Graf gemeinsam mit Constantin Lieb (Autor) und Felix von Boehm (Produktion) das gleichnamige Buch und übersetzte es in einen knapp dreistündigen, vielstimmigen Essayfilm, der sich akribisch mit den widersprüchlichen Biografien von Hans Fallada, Gottfried Benn, Erich Kästner, Ina Seidel und Will Vesper auseinandersetzt. Was hielt kritische Autor*innen wie Kästner, dessen Bücher in Flammen aufgingen, davon ab, nach der Machtübernahme Hitlers zu emigrieren? Welche heute anerkannten Künstler*innen sympathisierten damals mit den Nazis? Welche inneren und äußeren Widersprüche provozierte das Leben und Arbeiten unter dem Regime – auch für Institutionen wie die Akademie der Künste? Anhand von Interviews (u. a. mit dem Autor Florian Illies, der Kunstkritikerin und -historikerin Julia Voss und dem Filmproduzent Günter Rohrbach) und bis in die Gegenwart hinein diskutiert der Film die Frage nach dem Vertrauen in die Kunst und in Künstler*innen – sowie in letzter Konsequenz das komplexe Verhältnis zwischen ästhetischen Positionen und politischem Handeln.

Wir zeigen den Film in Anknüpfung an unser Programm REACTION SHOT.

Gast: Dominik Graf – Das Gespräch wird auf Deutsch stattfinden.

[Tickets]

©Lupa FIlm, Markus Schindler

AKA SERIAL KILLER

Di, 21. Februar, 17:30 Uhr

R: Masao Adachi, JP 1969, 86 Min., japanische OmeU

Masao Adachis Film AKA Serial Killer aus dem Jahr 1969 ist eine filmische Spurensuche in den Orten des Lebens von Norio Nagayama, der im Herbst 1968 als Neunzehnjähriger vier Menschen in verschiedenen japanischen Städten mit einer Waffe ermordete, die er zuvor aus einer US-Militärbasis gestohlenen hatte. Masao Adachi war zu dem Zeitpunkt neben eigenen Projekten besonders durch die Zusammenarbeit mit Nagisa Ōshima und Kōji Wakamatsu in Erscheinung getreten. Nun adaptierte er ausgehend von Nagayamas Biografie unter dem japanischen Begriff „fūkeiron“ zusammen mit Kulturtheoretiker Masao Matsuda und Drehbuchautor Mamoru Sasaki die Landschaftstheorie für das Kino: Diese fragt aus marxistischer Perspektive nach den Auswirkungen von (urbaner) Landschaft auf das Individuum. Sie nimmt in den Blick, wie sich in Orten und in den Menschen, die sie bewohnen, Herrschaftsverhältnisse konkret manifestieren – und wie sie über eine Kamera entlarvt werden können. In Kollaboration mit weiteren Künstlern begreifen Adachi, Matsuda und Sasaki die Taten Nagayamas im Film dezidiert politisch und interpretieren sie als Folge von sozialer Unterdrückung in Japan. Zu den intensiven Klängen eines Free-Jazz-Scores zeichnen sie die Wege eines jungen Menschen nach, dessen Antwort auf die tiefgreifenden kapitalistischen Transformationen Gewalt war: Sie sparen die Darstellung seiner Taten aber bewusst aus und fokussieren sich stattdessen auf das Gewaltvolle der Landschaft selbst. 

Wir zeigen den Film in Anknüpfung an unser Programm REACTION SHOT.

[Tickets]

SATURDAY DISORDERS

So, 26. Februar, 10:30 Uhr

R: Lucía Seles, K: Sebastián Toro, Guillermo Romero, C: Martín Aletta, Gabriela Ditisheim, Laura Nevole, Pablo Ragoni, Ignacio Sánchez Mestre, AR 2022, 112 Min. OmeU – IP

Wenn man Leiter eines Tenniskomplexes ist, sollte man dies nicht mit den anderen Gefühlen vermischen. – So lautet lapidar die kurze Zusammenfassung der Geschehnisse von SMOG IN YOUR HEART auf der Webseite des Films. Sechs Personen, die sich, mal sympathisch naiv, mal psychisch manipulativ, gegenseitig verfolgen und zugleich in ihrer Fragilität wie entrückt erscheinen. Es wird über viel gesprochen, aber nichts gesagt, und was sie verbergen möchten, macht der Film im Schnitt sichtbar. Die eigenwilligen Gesten, verborgenen Blicke und die Choreografie unbeholfener Körper ziehen in einen unterhaltsamen und absurden Reigen von Gefühlen hinein, der sich vehement gewohnten Erwartung an Erzählungen widersetzt. SMOG IN YOUR HEART ist der erste Teil einer ungewöhnlichen Trilogie (mit SATURDAY DISORDERS und WEAK RANGERS) von Lucía Seles, die in den Filmen anarchisch Regeln von Narration, Schnitt und Dramaturgie unterläuft, um das Genre der absurden Komödie ernsthaft neu zu erfinden.

Wir zeigen den Film in Anknüpfung an unser Programm SOFTLY SURREAL.

[Tickets]

WEAK RANGERS

So, 26. Februar, 12:45 Uhr

R: Lucía Seles, K: Sebastián Toro, Guillermo Romero, C: Martín Aletta, Gabriela Ditisheim, Laura Nevole, Pablo Ragoni, Ignacio Sánchez Mestre, AR 2022, 112 Min. OmeU – IP

Wenn man Leiter eines Tenniskomplexes ist, sollte man dies nicht mit den anderen Gefühlen vermischen. – So lautet lapidar die kurze Zusammenfassung der Geschehnisse von SMOG IN YOUR HEART auf der Webseite des Films. Sechs Personen, die sich, mal sympathisch naiv, mal psychisch manipulativ, gegenseitig verfolgen und zugleich in ihrer Fragilität wie entrückt erscheinen. Es wird über viel gesprochen, aber nichts gesagt, und was sie verbergen möchten, macht der Film im Schnitt sichtbar. Die eigenwilligen Gesten, verborgenen Blicke und die Choreografie unbeholfener Körper ziehen in einen unterhaltsamen und absurden Reigen von Gefühlen hinein, der sich vehement gewohnten Erwartung an Erzählungen widersetzt. SMOG IN YOUR HEART ist der erste Teil einer ungewöhnlichen Trilogie (mit SATURDAY DISORDERS und WEAK RANGERS) von Lucía Seles, die in den Filmen anarchisch Regeln von Narration, Schnitt und Dramaturgie unterläuft, um das Genre der absurden Komödie ernsthaft neu zu erfinden.

Wir zeigen den Film in Anknüpfung an unser Programm SOFTLY SURREAL.

[Tickets]