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DRACULA SEX TAPE

R: Olivier Godin, C: Leslie Mavangui, Chloé Germantier, Dominick Rustam Chartrand, K: Renaud Després-Larose, CA 2021, 5 Min., französische OmeU – WP 

Rauchen ist kein Laster, sondern die Verkündung der eigenen finanziellen Unabhängigkeit und ein rebellischer Affront gegen alles Rechtschaffene. In einer unbekannten, schneebedeckten Flusslandschaft heizen die Darsteller*innen von DRACULA SEX TAPE einander mit energetisch-obskuren Monologen scharfzüngig ein. In seinen fünf Minuten entfaltet dieser Kurzfilm schätzungsweise die Wirkung eines doppelten Espressos um 6.00 Uhr morgens. Olivier Godin zählt zu den visionären Stimmen des Kinos in Quebec und hat noch keinen Weltruhm erlangt, seit die Woche der Kritik vor drei Jahren seinen Film WAITING FOR APRIL zeigte. Wir vermuten, das wird sich bald ändern.

RED POST ON ESCHER STREET (ESCHER DORI NO AKAI POSUTO)

R: Sion Sono, C: Sen Fujimaru, Riku Kurokouchi, Mala Morgan, Tatsuhiro Yamaoka, Taro Suwa, K: Masaya Suzuki, JP 2020, 147 Min., japanische OmeU – DP

Alle rennen zum nächsten Briefkasten und wollen am Casting teilnehmen, denn der aufstrebende sexy Regisseur Tadashi Kobayashi plant sein neues Projekt. Träumen ist ausdrücklich erlaubt in der Filmbranche: Wer will nicht der nächste Star des japanischen Indie-Films werden? Im Weg steht nur das junge Talent. Viele führt allein die Aussicht, Kobayashi zu begegnen, direkt in den Wahnsinn. Manche finden selbst am Rande seines Drehs zu wahrer menschlicher Größe. Und auf einige wartet am Ende nur der Polizeiknüppel. Sion Sono ist auch nach fast 40 Regiejahren noch in Spiellaune und fähig zur Selbstironie. Kurz vor dem Start seines ersten US-Films mit Nicolas Cage bricht er in RED POST ON ESCHER STREET noch einmal leichtfüßig mit den Konventionen des Unterhaltungskinos und hebelt dessen Reflexe mit exzessiver Gründlichkeit aus. Ein Schundfilm zum Davonlaufen? Quatsch. Flucht nach vorne!

Debatte: STREITGESPRÄCH – 4. März, 20 Uhr

Die Woche der Kritik ermöglicht, was sich Filmfestivals oft nicht trauen: Wir setzen nicht auf etablierte Diskussionsformate, sondern erproben neue Methoden und Bühnenkonstellationen, um über Filme zu diskutieren. Seit 2020 präsentieren wir jährlich Streitgespräche, bei denen zwei Filmkritiker*innen miteinander ganz unvoreingenommen auf eines unserer Programme reagieren. Die einzige Vorgabe: Sie sollen erkunden, worüber sie sich nicht einig sind!

Gäste: Maggie Lee, Patrick Holzapfel
Moderation: Lucía Salas