FIRST IN FIRST OUT
R: Zacharias Zitouni, K: Zacharias Zitouni, DE/AL 2020, 26 Min., deutsche OmeU
„Das ist einfach weg?“, fragt der Sohn. „Das ist einfach ganz weg“, antwortet der Vater. Doch vollkommen vergessen kann seine Familie das Trauma wohl nie. Zumindest in das Gedächtnis der Mutter hat es sich eingebrannt: die Festnahme ihres Mannes, seine Haft und die anschließende Abschiebung nach Algerien. Heute ist er in einem deutschen Flughafen als Koch beschäftigt. Für FIRST IN FIRST OUT filmt ihn sein Sohn Zacharias Zitouni bei der (Erinnerungs-)Arbeit. Nicht selten kollidiert dabei der väterliche Wunsch, mit der Vergangenheit abzuschließen, mit dem postmigrantischen Selbstverständnis und der Neugierde des Regisseurs. Die Kamera ist halb defekt, immer wieder frieren Teile des Bildes ein. Der Vater schält sich in groben Pixeln aus ihnen heraus, erstarrt erneut. So ganz wird er bis zum Schluss nicht mehr auftauen.
Wir präsentieren den Film in Zusammenarbeit mit der Duisburger Filmwoche.
INTIMATE DISTANCES
R: Phillip Warnell, K: Jarred Alterman, GB/US 2020, 61 Min., englische OF – DP
Eine Kreuzung in Queens. Martha Wollner bewegt sich suchend durch die Straßen. Die Kamera beobachtet aus unterschiedlichen Perspektiven, allerdings stets auf Abstand, wie sie mit fremden Männern in unerwartet vertrauensvolle Gespräche kommt. Gelegentlich verschwindet sie aus dem Blickfeld, doch die Tonebene verbleibt bei Martha auf der Straße. Während sich die intimen Dialoge zwischen Fremden entfalten, eröffnet sich gleichzeitig der Blick auf eine Straßenkreuzung als Sinnbild von Gesellschaft. Menschen sind integraler Bestandteil ihrer Umwelt, aber was bedeutet es eigentlich, einander nah zu sein?
Wir präsentieren den Film in Zusammenarbeit mit dem Black Canvas Contemporary Film Festival.
Debatte: ÜBERERKENNUNG – 2. März, 20 Uhr
Was zeigt ein Bild, und was verrät eine Stimme? Was ist man bereit von sich zu zeigen, wenn man sich in der Menge unbeobachtet glaubt, und was hält man zurück, wenn man sich der Blicke der anderen bewusst ist? Wo „Intimate Distances“ Grenzen überschreitet und die Kamera zur Komplizin macht , da hat „first in first out“ die Intimität eines Home Movies. Eine Debatte über das Beobachten und Befragen, über Erkennung und Erkenntnis und das Bild, das im Kopf entsteht.
Gäste: Alexander Scholz, Pedro Segura, Sandra Wollner, Pascal Capitolin
Moderation: Janaína Oliveira