Alle Gäste und Debatten der Woche der Kritik 2021
Die Filmemacherin Ruth Beckermann diskutiert mit dem Filmwissenschaftler Volker Pantenburg über die Idee der filmischen Spurensuche und darüber, was es bedeutet, sich intensiven Bildern auszusetzen. Die Festivalmacher Pedro Segura und Alexander Scholz diskutieren mit der Regisseurin Sandra Wollner und dem Tongestalter Pascal Capitolin über die Idee der Erkennung und Erkenntnis und darüber, was beim Kino im Dunkeln bleibt. Die Schauspielerin Constanze Becker begegnet der Regisseurin Lola Arias, um die Idee der Illusion und die formwandlerische Kunst zu ergründen. In einem Streitgespräch diskutieren Maggie Lee und Patrick Holzapfel miteinander zum Kino von Sion Sono und Olivier Godin. Der Kurator Greg de Cuir Jr. und die Kamerafrau Kirsten Johnson besprechen mit unseren Festivalgästen Kalpana Nair und Stoffel Debuysere, ob und wie sich verschiedene Ideen des Kinos in Filmprogrammen zusammenbringen lassen. Für unsere Diskussion „Vom Suchen und Finden des Kinos“ begrüßen wir die Filmkritikerin und Redakteurin Amy Taubin und diskutieren mit ihr und den Regiegästen des Abends das Kino der Rätsel und das rätselhafte Kino. Am Abschlussabend trifft die Regisseurin Jennifer Reeder auf die Philosophin Rahel Jaeggi, um es mit der Frage nach filmischem Stil aufzunehmen.
Alle diesjährigen Debatten und Gäste im Detail
Ausstrahlung: 1.–7. März täglich ab 20:00 Uhr auf dem YouTube-Kanal der Woche der Kritik
AUF SPUREN
Montag, 1. März
20 Uhr
Was bedeutet es, für ein Kino zu stehen und einzutreten, das sich kritisch mit der Vergangenheit auseinandersetzt? Ruth Beckermann gilt als eine der wichtigsten filmpolitischen Stimmen Österreichs und arbeitete zuletzt mit ihrem Film WALDHEIMS WALZER die kontroverse Vergangenheit des ehemaligen österreichischen Bundespräsidenten und Diplomaten Kurt Josef Waldheim auf. Volker Pantenburg ist Mitgründer des Harun Farocki Instituts, das sich der Praxis des Essayfilms widmet und sich als „flexible Struktur für neue Projekte, die vergangene, gegenwärtige und zukünftige Bildkulturen analysieren“ versteht. Gemeinsam mit Francina Carbonell (Regie THE SKY IS RED) und Suneil Sanzgiri (Regie LETTER FROM YOUR FAR-OFF COUNTRY) werden sie sich der Frage stellen, welche Spuren die Geschichte im Kino, das Kino in der Geschichte und Bilder im Bewusstsein hinterlassen.
Moderation: Dennis Vetter
ÜBERERKENNUNG
Dienstag, 2. März
20 Uhr
Im Rahmen unserer Festivalpartnerschaft mit der Duisburger Filmwoche und dem Black Canvas Contemporary Film Festival entsteht ein Gespräch über die Grenzen und Chancen des Erkennens, über das Abstrakte und die besondere Fähigkeit der Kamera, all das zu entdecken, was dem menschlichen Auge verborgen bleibt. Wer könnte hierüber besser sprechen als Sandra Wollner, die Regisseurin von DAS UNMÖGLICHE BILD, deren Arbeit laut Bert Rebhandl „die Grenzbereiche von technischer Wahrnehmung, Subjektivität, Erinnerung und künstlicher Intelligenz“ erforscht? Wir freuen uns ebenfalls auf Pascal Capitolin, der als Tongestalter unter anderem mit unseren Konferenzgästen Philipp Scheffner und Merle Kröger gearbeitet hat und zuletzt im Film HAVARIE die Eigenständigkeit von Bild und Ton erprobte. Ihre Stimmen werden gemeinsam mit unseren Festivalgästen Alexander Scholz und Pedro Segura mit Sicherheit Licht ins Dunkel bringen!
Moderation: Janaína Oliveira
DER GROSSE BLUFF
Mittwoch, 3. März
20 Uhr
Die Schauspielerin Constanze Becker (Berliner Ensemble) war bisher nur gelegentlich im Kino zu sehen. In DIE SPIELWÜTIGEN begleitete sie etwa Andres Veiel vor rund zehn Jahren an der Schauspielschule Ernst Busch. Heute zählt sie zu den eindrücklichsten Gesichtern des deutschen Theaters. Lola Arias („Futureland“) erkundet in ihren Arbeiten über Disziplingrenzen hinweg Fragen von Authentizität und Künstlichkeit – ihren Film THEATRE OF WAR inszenierte sie in direkter Zusammenarbeit mit Kriegsveteranen. Ausgehend von den Filmen FAUNA und SUNRISE IN MY MIND eröffnen wir mit ihnen sowie den Regisseur*innen Danech San und Nicolás Pereda eine Debatte zur Frage, was Schauspiel mit Spiel und Verwandlung zu tun hat und ob sich Illusionen politisieren lassen.
Moderation: Bert Rebhandl
STREITGESPRÄCH
Donnerstag, 4. März
20 Uhr
Die Filmkritikerin Maggie Lee leitet das Ressort für asiatische Filme beim Branchenmagazin Variety. Was es bedeutet, Chefin zu sein und gleichzeitig kritisch, und was beides mit dem neuen Film von Sion Sono zu tun hat, diskutiert sie mit dem Filmkritiker und Filmemacher Patrick Holzapfel, der sich in den letzten Jahren als markante Stimme des österreichischen Filmgeschehens Gehör verschafft hat. In seinem Online-Projekt „Jugend ohne Film“ reagieren Filmkritiker*innen und Filmemacher*innen immer wieder auf überraschende Weise auf ihre Seherfahrungen im Kino. Wir erhoffen uns selbiges für unser diesjähriges Streitgespräch zu RED POST ON ESCHER STREET und Olivier Godins neuem Kurzfilm DRACULA SEX TAPE.
Moderation: Lucía Salas
DURCHBLICK
Freitag, 5. März
20 Uhr
An diesem Abend bekommen wir Einblicke in die Strategien von Filmkurator*innen bei der Programmplanung. An der Debatte „Durchblick“ nehmen der Kurator für Film und audiovisuelle Kunst und Festivalleiter des Courtisane Festivals Stoffel Debuysere sowie Kalpana Nair teil, die das Internationale Programm beim MAMI Mumbai International Film Festival verantwortet. Sie diskutieren mit Greg de Cuir Jr. (Kurator & Autor), der 2019 mit der Black Light-Retrospektive beim Filmfestival in Locarno besondere Aufmerksamkeit auf internationale Strömungen des Black Cinema richtete, und der Kamerafrau Kirsten Johnson (CITIZENFOUR), die im Lauf ihrer Karriere mit Edward Snowden und Julian Assange zwei der meistbeachteten Aktivisten*innen der Gegenwart filmte. In der Diskussion loten wir Positionen und Perspektiven auf kohärente oder auch dissonante Filmprogramme aus und fragen nicht zuletzt nach der Politik des Kamerablicks.
Moderation: Dennis Vetter
VOM SUCHEN UND FINDEN DES KINOS
Samstag, 6. März
20 Uhr
Dass die Bilder einer Überwachungskamera eine Geschichte erzählen können, zeigt der renommierte palästinensische Filmemacher und Künstler Kamal Aljafari in AN UNUSUAL SUMMER. Ob die Theatererfahrung der Regisseure Manoj Leonel Jason und Shyam Sunder etwas damit zu tun hat, dass ihr Film HORSE TAIL eine psychedelische und experimentelle Reise mit zahlreichen Zitaten und Verweisen ist, ein Bildrausch, der an einen Bewusstseinsstrom erinnert? Was beide Filme miteinander zu tun haben oder auch nicht, wollen wir von Amy Taubin wissen. Die Kuratorin (The Kitchen N.Y., 1984–2001) und renommierte Kritikerin war bis 2017 im Auswahlkomitee des New York Film Festival und veröffentlicht regelmäßig Texte in Artforum und Sight & Sound. Im Gespräch mit Devika Girish aus dem Auswahlkomitee der Woche der Kritik wird sie gemeinsam mit den Regisseuren deren Bildsuche erörtern und herausfinden, warum die Figuren ihrer Filme nicht stillhalten können.
Moderation: Devika Girish
KUNSTSPRACHE
Sonntag, 7. März
20 Uhr
Über was sprechen wir – und wie? Das analysiert Caroline Pitzen in ihrem Langfilmdebüt FREIZEIT ODER: DAS GEGENTEIL VON NICHTSTUN, der in kollektiver Arbeit mit jugendlichen Laiendarsteller*innen entstanden ist. Junge Menschen unterrichtet die ehemalige UdK-Meisterschülerin von Thomas Arslan derzeit regelmäßig im Rahmen des Filmbildungsprogramms „Cinema en curs“. Wie Sprache mit Bildsprache zusammenhängt, demonstriert UNE MUSÉE DORT – der erste Langfilm von Camille de Chenay, die zuvor sechs Kurzfilme gedreht hat. Wie sich schließlich die Sprache und die Bilder aus Lebensformen entwickeln und was das mit dem Jungsein zu tun hat, darüber diskutiert Caroline Pitzen mit der Philosophin Rahel Jaeggi („Kritik von Lebensformen”) und der Regisseurin Jennifer Reeder (KNIVES AND SKIN), in deren Filmen die Jugendzeit bekanntermaßen komplizierte und manchmal grausame Züge annimmt.
Moderation:
Frédéric Jaeger