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News 2019

Die ersten Filme der 5. Woche der Kritik

Heinrich, Reisinger, Serra, Keltek, Traoré Dahlberg, Vernier – Die ersten Filme der 5. Woche der Kritik

Feministische Polemik, zersplitterte Männerblicke, gesprengte kulturelle Grenzen und die kapitalistische Klaustrophobie eines Technikparks. Die Woche der Kritik lotet zum fünften Mal offene Filmbegriffe und das Kino als Ort für Reize und Spannungen aus.

Am Ende steht das Wort: Die Woche der Kritik mündet dieses Jahr in einem Abschlussabend mit zwei Autorinnen, die filmisch ihre Perspektiven auf den Feminismus verhandeln. Susanne Heinrichs DFFB-Abschlussfilm „Das melancholische Mädchen” arbeitet sich an strukturellen Depressionen ab und sucht nach einem machtkritischen Blick im Kino. Jovana Reisinger aus München (HFF) veröffentlichte gerade ihr erstes Buch „Still halten“. In ihrem Kurzfilm „Pretty Girls Don’t Lie“ denkt sie den Feminismus sarkastisch aus seinem Gegenteil heraus. Reisingers filmisches Schaffen liebäugelt dabei mit den flirrenden Filmentwürfen der Münchner Gruppe um Klaus Lemke, Eckhart Schmidt und Rudolf Thome.

Albert Serra („Story of My Death“) opfert in „Roi Soleil“ ein weiteres Mal einen König dem Kino. Nach Jean-Pierre Léaud spielt in der Quasi-Fortsetzung von „The Death of Louis XIV“ Serras Stammdarsteller Lluís Serrat den sterbenden Monarchen, der sich diesmal ganz abstrakt in rotem Licht windet. An der Grenze zur Videokunst verändert Serra das Sterben hin zum entleerten Ritual und radikalisiert sein eigenes Werk weiter.

Mit „Gulyabani“ präsentiert die Woche der Kritik den neuen Film des türkischen Experimentalfilmemachers Gürcan Keltek. Kelteks politisierte Filmarbeit machte es ihm zuletzt unmöglich, seinen Film „Meteors“ in der Türkei aufzuführen, obwohl er damit international zu einer der markantesten Stimmen des jüngeren türkischen Kinos wurde. Sein neuer Film verschränkt in freien Montagen die Unterdrückung des Weiblichen und ein magisches Geschichtsverständnis mit politischer Gewalt.

Die Künstlerin Theresa Traoré Dahlberg („Ouaga Girls“, „Taxi Sister“) drehte kürzlich das dokumentarische Essay „The Ambassador’s Wife“. Ihre Erfahrungen in Europa, Afrika und den Vereinigten Staaten führen sie zu einer transkulturellen Betrachtung der Gattin des französischen Botschafters in Burkina Faso. Umgeben von Angestellten träumt diese in einer prachtvollen Villa von einer Karriere als Opernsängerin. Der Film eröffnet in einem Doppelprogramm mit Virgil Verniers neuem Film „Sophia Antipolis“ einen Verhandlungsraum zum politischen Inszenieren gesellschaftlicher Spannungsräume. Vernier ist nicht zuletzt seit „Mercuriales“ für seine kritischen Betrachtungen der urbanen französischen Gegenwart bekannt. Sein neuer Film nutzt den titelgebenden Technologiepark nahe Antibes an der Côte d’Azur als Hintergrund für betörend-beklemmende Gegenwartsbilder.

Die 5. Woche der Kritik findet vom 6. bis 14. Februar 2019 statt. Das Filmprogramm beginnt am Donnerstag, 7. Februar im Hackesche Höfe Kino.

Die Woche der Kritik ist eine Veranstaltung des Verbands der deutschen Filmkritik, gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds, die Stiftung Kulturwerk der VG Bild-Kunst und die Rudolf Augstein Stiftung.