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The Human Surge

Green White Green

Sarah Winchester, opera fantôme

California Dreams

I Am Not Madame Bovary

Williams, Ott, Bonello, Makama und Feng: Die ersten Filme der 3. Woche der Kritik stehen fest

Im dritten Jahr beginnt das Filmprogramm der WOCHE DER KRITIK am Donnerstag, dem 9. Februar mit einer Reise über drei Kontinente, dem Langfilmdebüt des argentinischen Filmemachers Eduardo Williams „The Human Surge”.

Mike Otts „California Dreams”, in dem Deutschland zur Sehnsucht eines amerikanischen Schauspielers wird, feiert seine Weltpremiere im Film- und Debattenprogramm. Außerdem läuft Abba Makamas „Green White Green”, der die Ideengeschichte und künstlerische Realität Nigerias aus der Perspektive junger Künstler_innen und Träumer_innen betrachtet. Begleitend dazu läuft Bertrand Bonellos Kurzfilm „Sarah Winchester, opéra fantôme”, der aus der europäischen Kunstwelt heraus einen Blick auf Kriegsleichen und die konfliktreiche Vergangenheit der USA wirft. Aus China schließlich stammt ein Film, in dem sich alles um handfeste Politik und die Sorgen einer betrogenen Ehefrau dreht: „I Am Not Madame Bovary” von Feng Xiaogang war einer der parteikritischsten und erfolgreichsten Filme des chinesischen Kinojahres 2016.

An jede Filmvorstellung schließt sich bei der WOCHE DER KRITIK eine Debatte über aktuelle Fragen der Filmkultur, -politik und -ästhetik an.

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Die ersten Filmprogramme im Detail

In „California Dreams”, dem neuen Film von Mike Ott („Pearblossom Hwy”; „Actor Martinez”) wird das Vorsprechen für Filmrollen zum philosophischen Modell und das Kino zur biographischen Perspektive. Im Zentrum der ersten Weltpremiere der WOCHE DER KRITIK 2017 steht eine halbdokumentarische Entdeckungsreise, die einen jungen Schauspieler beinahe nach Berlin führt. Die Mitarbeit bei einem geplanten Film in Deutschland wird inmitten amerikanischer Landschaften zum Wunschtraum des Aufbruchs. Wie die vorhergehenden Arbeiten Mike Otts (Independent Spirit Award 2011), wird auch „California Dreams” von der langjährigen Freundschaft und Zusammenarbeit des Regisseurs mit seinem Protagonisten Cory Zacharia getragen.

An einigen Abenden spannen Doppelprogramme Bögen zwischen künstlerischen Positionen. So steht der nigerianische Film „Green White Green” von Abba Makama neben „Sarah Winchester, opéra fantôme” von Bertrand Bonello („Nocturama”; „L’Apollonide”). Abba Makams Debüt lässt die Geschichte und eine vielfältige Gegenwart Nigerias Revue passieren. Drei junge Künstler stehen im Mittelpunkt einer Satire auf Nollywood, die so viel Spaß und Bewunderung für das Medium Kino aufbringt, dass plötzlich alles zusammenpasst: amerikanische und afrikanische Popkultur, nigerianische Geschichte und Tradition. Bonellos Film beschwört die Gespenster der amerikanischen Geschichte: Die Erinnerungen an die Witwe eines Waffenbauers entfalten sich dramatisch und führen zu einer konzentrierten Tanzchoreografie.

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Kann die Filmkritik einen Film zu einem Geheimtipp machen? „The Human Surge” wurde seit dem vergangenen Filmfestival in Locarno immer wieder besprochen, diskutiert und empfohlen. Eduardo Williams („Could See a Puma”; „I forgot!”) wurde dort mit dem Goldenen Leoparden in der Reihe „Cineasti del presente” ausgezeichnet und entwirft ähnlich wie in seinen kurzen Filmexperimenten visionäre, unerwartete Bewegungslinien. Auf den Spuren seiner Figuren gleitet der Blick des Films durch Hinterräume, an Winkeln und Engpässen vorbei über Landschaften, überwindet zwischen Argentinien, Mosambik und den Philippinen ganz unmerklich Raum und Zeit, Stadt und Natur, das Gemachte und das Unberührte. Der Film eröffnet die Woche der Kritik am Donnerstag, dem 9. Februar.

„I Am Not Madame Bovary”, der jüngste Film des Regieveteranen Feng Xiaogang verbuchte im vergangenen Jahr nach seiner Anerkennung durch die internationale Festivalszene und einem Intermezzo mit der chinesischen Zensur große Erfolge an den Kinokassen des Landes. Die Geschichte einer Frau, die sich erst im Kleinen und bald im Großen gegen juristische und politische Machtapparate auflehnt, scheint eine deutliche Systemkritik zu üben, öffnet aber zugleich den Blick für eine Infragestellung des Kommunismus von innen. Die erzählerische Eigendynamik der Komödie, die formale Stringenz des in weiten Tableaus fotografierten Films und die Prominenz von Regisseur und Hauptdarstellerin Fan Bingbing bieten eine seltene Konstellation im zeitgenössischen chinesischen Kino.

Alle Filme werden als Deutschlandpremieren gezeigt. „California Dreams” feiert bei der WOCHE DER KRITIK seine Weltpremiere.

Nach der Auftaktkonferenz „Lost in Politics” am Abend des 8. Februar im silent green Kulturquartier wird die dritte WOCHE DER KRITIK vom 9. bis zum 16. Februar 2017 im Hackesche Höfe Kino Berlin stattfinden. An sieben Abenden bildet jeweils ein Filmprogramm den Ausgangspunkt für eine weitergehende Debatte, die sich mit Fragen von Filmkultur, -politik und -ästhetik befasst. Dabei werden vielfältige Formen des zeitgenössischen Filmschaffens präsentiert und diskutiert.

Die WOCHE DER KRITIK ist eine Veranstaltung des Verbands der deutschen Filmkritik e.V.

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