Alle Gäste der 5. Woche der Kritik
Was verstehen Hanna Schygulla und Albert Serra unter Eitelkeit, was erzählen sie zu Empathie? Und werden ihnen Aaron Schimberg und Horst Bredekamp auf die Schliche kommen? Wie verhält sich Nathan Silvers Kino zu Privilegien und zum Bürgerkrieg in Syrien? Wie lässt sich Wissen abbilden und diskutieren, das von Kolonialmächten unterschlagen wurde? Alle Gäste der Woche der Kritik stehen fest und begegnen sich bald vor der Leinwand des Hackesche Höfe Kinos.
Die kanadische Anthropologin Andrea Bussmann setzt sich in ihrem Film „Fausto” mit dem Sichtbaren und Unsichtbaren, dem Lebenden und Unvorstellbaren auseinander. Uns interessiert, wie ihr Film westlich-moderne Ideen von Wissen und Erkenntnis in Frage stellt – ebenso wie die Traditionslinien des ethnografischen Films. Als Expertin für unterdrücktes Wissen und Kolonialismus begrüßen wir die südafrikanische Künstlerin und Filmemacherin Kitso Lynn Lelliott, die sich in ihrer Praxis unter anderem mit Geistererscheinungen auseinandersetzt. Sie trifft auf den argentinischen Filmkritiker und Festivalkurator Roger Koza, der sich seit Jahren mit der internationalen Wahrnehmung des lateinamerikanischen Kinos auseinandersetzt – unter anderem in seinen Vitrina-Programmen beim Filmfest Hamburg und im Rahmen der Viennale. (Debatte „Dunkle Materie” am Freitag, 8.2.)
Lügen in Richtung Wahrheit? Erfinden, um sich seiner selbst zu vergewissern? Nathan Silver zählt zu den eigensinnigsten Filmemachern des amerikanischen Gegenwartskinos. Seine Leidenschaft für sich selbst immer wieder neu erfindende Protagonisten lebt er in freier Anlehnung an die französische Nouvelle Vague und die Impro-Lust amerikanischen Mumblecores aus. Sein Film „The Great Pretender” trifft auf „Maman, Maman, Maman” von Lucia Margarita Bauer, die sich mit Machtstrukturen und Deutungshoheiten innerhalb ihrer Familiengeschichte auseinandersetzt. Eine weitere Regisseurin stößt als Gast dazu: Sara Fattahi hat mit ihrem Filmdebüt „Coma“ (Woche der Kritik 2016) eine der eindringlichsten Studien über Syrien im Ausnahmezustand geschaffen und zeigte darin eine Familie von Frauen, die sich in ihrer Wohnung einen unerwarteten Lebensentwurf schaffen. Die Medienkünstlerin Britta Thie inszeniert sich und andere als Projektionsfläche, sie ist Expertin für Währungen und Wertungen in technisierten Zeiten. In Film- und Bühnenformaten wie „Translantics“ oder „The Superhost“ untersucht sie ironisch Populärformate und deren Unfähigkeit, etwas grundlegend neu zu denken. (Debatte „Erfindung mit gewissen Vorzügen” am Samstag, 9.2.)
Aaron Schimberg („Go Down Death“), eine unverwechselbare neue Stimme des US-Kinos, trifft bei uns auf den umtriebigen katalanischen Kino-Exzentriker Albert Serra („Story of My Death”, „Der Tod von Ludwig XIV.”). Durch ihre Filme „Chained for Life” und „Roi Soleil” begegnen sich an dem Abend der französische Sonnenkönig, eine bildschöne Filmdarstellerin und ein eitler Exploitation-Regisseur, der verdächtig nach Werner Herzog klingt. „Ein Sinn für Eitelkeit” soll sich im Gespräch der beiden Regisseure mit Schauspiel-Ikone Hanna Schygulla und Kunsthistoriker Horst Bredekamp („Theorie des Bildakts“, „Kunst als Medium sozialer Konflikte“) ergeben. Bredekamp versteht zu erläutern, wie das Bild zum Körper wird und der Körper zum Bild. Hanna Schygulla stand nach ihrer prägenden Arbeit mit Fassbinder für einige der lautesten RegisseurInnen des internationalen Autorenkinos vor der Kamera. Wer könnte besser über Vorzüge von Eitelkeit und Empathie im Kino sprechen? (Debatte „Ein Sinn für Eitelkeit” am Sonntag, 10.2.)
Die Gäste der weiteren Abende wurden bereits zuvor angekündigt. Alle Gäste auf einen Blick.