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Die ersten Gäste der 5. Woche der Kritik

News 2019

Die ersten Gäste der 5. Woche der Kritik

Die ersten Gäste der 5. Woche der Kritik

Was denken Whit Stillman und Nina Power zur Inszenierung von Feminismus? Oder Ulrich Köhler und Lili Hinstin zur Entfremdung im politischen Kino? Bei der Woche der Kritik sprechen RegisseurInnen mit Filmschaffenden, PhilosophInnen und anderen KünstlerInnen über ihre Filme und den Stand der Kinokultur. Ein erster Überblick über einige Teilnehmer unserer Debatten.

“Wahn und Wonne”! Mit seinem Spielfilmdebüt „Magic Skin“ eröffnet der ehemalige Filmkritiker Kostas Samaras ein Spannungsfeld extremer Stilentscheidungen, das für ein Streitgespräch wie geschaffen scheint. Wir fordern den Filmemacher Antonin Peretjatko („La Fille du 14 juillet“, „La Loi de la jungle“), die Theaterregisseurin Susanne Kennedy (zuletzt an der Volksbühne Berlin mit “Coming Society”) und die Filmkritikerin Devika Girish heraus, sich auf der Bühne alle Wünsche zu erfüllen. Antonin Peretjatko hat damit viel Übung: Seine ironischen Weltentwürfe gehorchen ganz wie “Magic Skin” eigentümlichen Regeln. Susanne Kennedys Filmadaptionen für das Theater denken mit Masken und drastischen Technik-Verfremdungen den Erfindungsreichtum des Kinos weiter. Die Filmkritikerin Devika Girish kennt sich mit dem Formwahn des Bollywoodkinos aus und schaut dem internationalen Autorenkino gerne auf die Finger. (Debatte “Wahn und Wonne” am Dienstag, 12.2.)

Ein Abend unter dem Titel „Verpflanzen“: Wie kann das Kino scheinbar Unvereinbares zusammendenken und in Bilder gießen? Im Anschluss an die Projektion von „The Ambassador’s Wife“ und Virgil Verniers neuen Film „Sophia Antipolis“ finden wir heraus, ob sich der Regisseur mit Lili Hinstin – der neuen Festivalleiterin von Locarno – und dem Filmemacher Ulrich Köhler („In My Room“) über politische Filmformen einig wird. Lili Hinstin übernimmt ab 2019 eines der wichtigsten Filmfestivals und zählt zu einer neuen Riege cinephiler FestivalleiterInnen, deren kulturpolitische Impulse in den nächsten Jahren prägend sein dürften. Ulrich Köhler ist in der Festivalwelt bekannt als markante Stimme des deutschen Gegenwartskinos. Mit Virgil Vernier verbindet er ein durchdringendes Interesse am Menschen, der seiner städtischen, sozialen und kulturellen Umgebung entwächst. (Debatte “Verpflanzen” am Mittwoch, 13.2.)

Am ersten Kinoabend fragen wir den türkischen Experimentalfilmer Gürcan Keltek („Gulyabani“) und die HFBK-Absolventin Puangsoi Aksornsawang („Nakorn-Sawan“), was es mit dem emanzipatorischen Potenzial des Kinos auf sich hat. Unter dem Debattentitel „Widerstand gegen das Verschwinden” treffen sie im Anschluss an die Vorführung ihrer Filme zur gemeinsamen Spurensuche auf die Filmemacherin Carla Simón und den Kunsthistoriker Philip Ursprung. Carla Simón arbeitete für ihr autobiografisches Filmdebüt „Fridas Sommer“ zuletzt die eigene Biografie und den Tod ihrer Eltern auf. Ganz wie die Filmgäste des Abends versteht sie es, Biografien zu politisieren. Philip Ursprung fordert die Grenzen von Architektur- und Kunsträumen heraus, findet Verbindungslinien zwischen Kunst und Politik genauso wie zwischen Vulkanwanderungen auf Java und gescheiterten europäischen Revolutionen. Das Reisen ist in seiner Arbeit und Lehre kritische Reflexion des Zurückgelassenen und aktivierender Neubeginn zugleich. (Debatte “Widerstand gegen das Verschwinden” am Donnerstag, 7.2.)

Am letzten Abend laden wir zur Auseinandersetzung mit den Positionen von Jovana Reisinger und Susanne Heinrich. Ihre Filme „pretty girls don’t lie“ und „Das melancholische Mädchen“ denken die Möglichkeiten eines widerständigen Kinos. Über Facetten der Inszenierung und was Feminismus mit kapitalistischer Unterdrückung zu tun hat, sprechen sie mit der Kulturkritikerin und Philosophin Nina Power („Die eindimensionale Frau“) und dem Filmemacher Whit Stillman („Last Days of Disco“, „Love & Friendship“). Nina Power meint es ernst mit der Revolution und fragt sich ausgehend von neomarxistischer Theorie, wie soziale Bewegungen Machtstrukturen der Gegenwart in einer politischen Praxis souverän gegenübertreten können. Denn das Private ist längst politisch. Das gilt ebenfalls für Whit Stillmans Komödien, in denen bürgerliche Liebeswirren symptomatisch sind und zu Projektionsflächen des US-amerikanischen Zeitgeistes werden. (Debatte “Feminismen vorführen” am Donnerstag, 14.2.)