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Erste Filme & Auswahlkommission der Woche der Kritik 2023

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Erste Filme & Auswahlkommission der Woche der Kritik 2023

Erste Filme & Auswahlkommission der Woche der Kritik 2023

Die ersten Filme und die Auswahlkommission der Woche der Kritik 2023

Zu Werbebildern, die Verbrechen verbergen. Zum Tod des Regisseurs. Zur Frage, was einen feministischen Klassiker ausmacht. Von Late Night Kult, einer Mission zum Mars und einer übernatürlich charismatischen Matratze. Die ersten Filme der 9. Woche der Kritik stehen fest. 

Die diesjährige Woche der Kritik eröffnen wir unter dem Titel Missing in Action mit einem Programm aus drei Filmen zu sichtbaren und unsichtbaren Körpern aus verschiedenen Generationen: In ihrem kurzen Filmessay ¿Dónde está Marie Anne? formt Yaela Gottlieb Werbeclips zum Porträt einer Vermissten und kommentiert dabei lateinamerikanische Diktaturen mit ihren Militärregimes, die immer wieder Menschen verschwinden ließen. Valentin Merz lässt in seinem Langfilmdebüt De Noche los Gatos son Pardos  am Set eines sexy Kostümfilms einen Regisseur verschwinden und baut um den Vorfall eine spielerisch-leichtfüßige Auseinandersetzung mit Motiven des Genrekinos. Zwischen der Filmcrew, einem besonders neugierigen Ermittler und den lakonischen Mitarbeiter*innen eines Bestattungsinstituts entspinnt sich ein Krimi, der bald Abwege geht und unter anderem zum Geisterfilm wird. Die beiden Filme werden historisch flankiert von Valie Exports Ein perfektes Paar oder die Unzucht wechselt ihre Haut, in dem die interdisziplinär arbeitende Künstlerin 1986 ein breites Repertoire feministischer und antikapitalistischer Ideen auffächerte. Die Arbeit entstand für das Fernsehen und wurde im Rahmen des Episodenfilms Sieben Frauen – Sieben Sünden als Auseinandersetzung mit den sieben Todsünden als Beitrag zur Wollust ausgestrahlt. Zwischen den Filmen und über Generationen von Filmschaffenden hinweg entfaltet sich eine Debatte über populäre und kapitalistische Bilder sowie mögliche Gegenentwürfe zu diesen.

Stephen Sayadians von der New-Wave-Musik und dem Surrealismus beeinflusster Kultfilm Café Flesh (1982) leitet in der Tradition von Mitternachtsfilmen wie Alejandro Jodorowskys El Topo oder David Lynchs Eraserhead einen exzessiven Kinoabend ein: Unter dem Stichwort Midnight Metabolism widmen wir uns Filmen, die aus einem Faible für Klassiker heraus neue Erzählformen und Blickwinkel auf das Kino entwickeln. In Mission to Mars spielt Amat Vallmajor del Pozo mit einer ordentlichen Prise Ironie auf Science-Fiction-Motive an und schickt zwei Brüder mitten im Baskenland auf eine lebensgefährliche Weltraummission durch toxischen Nebel. Apokalyptische Untertöne treffen in seinem Debütfilm auf guten alten Punkrock und ein feines Gespür für verletzliche Männer. Ganz alltägliche und zunehmend übernatürliche Entwicklungen um eine handelsübliche Matratze stellen den Dreh- und Angelpunkt von Syeyoung Parks experimentellem Horrorfilm The Fifth Thoracic Vertebrae dar, dessen wahnwitziges Sounddesign hoffentlich nicht nur Gruselfans in Aufregung versetzen wird.

Die Woche der Kritik 2023 findet vom 15. bis 23. Februar 2023 statt. Das Filmprogramm beginnt am Donnerstag, den 16. Februar im Hackesche Höfe Kino.

Die Auswahlkommission der Woche der Kritik 2023

Die Filmauswahl der Woche der Kritik erfolgt durch ein internationales Team von vorwiegend Filmkritiker*innen, dessen Besetzung jährlich wechselt. Die Filmauswahl der Festivalausgabe 2023 kuratierten Libertad Gills, Victor Guimarães und Patrick Holzapfel gemeinsam mit Petra Palmer und Dennis Vetter von der kollektiven Künstlerischen Leitung der Woche der Kritik.

Patrick Holzapfel, geboren in Augsburg 1989, lebt in Niederösterreich. Literarische, journalistische und kuratorische Arbeit. Chefredakteur der Website und des Printmagazins Jugend ohne Film. Publiziert u.a. in Die Presse, Mubi Notebook, Perlentaucher, Filmdienst. Filmprogramme u.a. im Goethe-Institut London, Zeughauskino Berlin, Österreichisches Filmmuseum, Filmarchiv Austria. 2016 Siegfried-Kracauer-Stipendiat des Verbands der deutschen Filmkritik, 2022 Startstipendiat Literatur des Bundeskanzleramts Österreich. Gewinner des Open-Mike-Wettbewerbs 2022.

Libertad Gills ist eine Filmemacherin, Kritikerin und Kulturwissenschaftlerin aus Guayaquil, Ecuador, die in Brooklyn, New York aufwuchs. Sie unterrichtet Film an der Universidad de las Artes (EC) seit 2015, betreut das jährlich stattfindende Filmprogramm Rialécticas: Jornadas Cinematográficas de Guayaquil und arbeitet in der Redaktion von Fuera de Campo, der Fachzeitschrift der Universidad de las Artes zum Kino. Im September 2022 hat sie das Buch La crítica es una escuela veröffentlicht, in dem sie Gespräche mit lateinamerikanischen Filmkritiker*innen über ihre Arbeit geführt hat. Webseite: www.libertadgills.com

Victor Guimarães ist Filmkritiker, Programmgestalter und Professor. Er lebt in Belo Horizonte, Brasilien. Er ist derzeit Kolumnist für Con los ojos abiertos (Argentinien). Er hat für internationale Filmpublikationen wie Cinéteca, Senses of Cinema, Desistfilm, La Vida Útil, La Furia Umana und Cahiers du Cinéma geschrieben.Er hat Retrospektiven und Sonderprogramme für Festivals wie 3 Continents (Frankreich) und Frontera Sur (Chile) kuratiert. Derzeit arbeitet er als Programmgestalter für FICValdivia (Chile) und künstlerischer Leiter von FENDA – Experimental Festival of Film Arts (Brasilien). Er promovierte in Kommunikations- und Filmwissenschaften an der UFMG, mit einem Aufenthalt an der Universität Paris III – Sorbonne Nouvelle.

Die ersten Filmprogramme im Überblick

MISSING IN ACTION

¿DÓNDE ESTÁ MARIE ANNE?
R: Yaela Gottlieb, AR/PE 2022, 6 Min. – Europapremiere

DE NOCHE LOS GATOS SON PARDOS
R: Valentin Merz, CH 2022, 110 Min. – Deutschlandpremiere

EIN PERFEKTES PAAR ODER DIE UNZUCHT WECHSELT IHRE HAUT
R: Valie Export, AT/DE 1986, 12 Min.

MIDNIGHT METABOLISM

CAFÉ FLESH
R: Stephen Sayadian, US 1982, 73 Min.

MISSION TO MARS (MISIÓN A MARTE)
R: Amat Vallmajor del Pozo, ES 2022, 71 Min. – Internationale Premiere

THE FIFTH THORACIC VERTEBRAE (DASEOS BEONJJAE HYUNGCHU)
R: Syeyoung Park, KR 2022, 65 Min. – Deutschlandpremiere