Alle Gäste der 11. Woche der Kritik
Die Gäste und Moderator*innen der Woche der Kritik 2025 stehen fest. Im Jahr nach dem Festivaljubiläum betonen wir den Werkstattcharakter der Woche der Kritik und präsentieren zahlreiche neue Debattenformate.
Eine Übersicht aller Festivalgäste findet sich ab sofort auf unserer Webseite.
Neue Debattenformate bei der Woche der Kritik 2025
Die Woche der Kritik ist ein Werkstattformat, bei dem wir seit Beginn unterschiedliche Formen des Diskutierens über Film erproben. Im Zentrum steht die Betonung einer Debattenkultur um das Kino, die jenseits der pragmatischen Vorgaben klassischer Filmfestivals ein lustvolles Sprechen über das Kino ermöglicht, in dem Widersprüche und ehrliche Reaktionen auf die gezeigten Filme möglich sind. Für die Festivalausgabe 2025 präsentieren wir mehrere neue Diskussionsformate, die nicht thematische Setzungen betonen, sondern von besonderen Gesprächskonstellationen ausgehen.
Das Format RUDELKRITIK (13.2.) versammelt Stimmen aus der internationalen Filmkritik, um die Filme des Abends genauer unter die Lupe zu nehmen und sich den Positionen des Publikums zu stellen. Das Format TUNNELBLICK (15.2.) bringt Filmschaffende zusammen, die einem gemeinsamen Gewerk nachgehen – 2025 starten wir mit der Montage. Im Format STEILVORLAGE (16./17.2.) betrachten wir Filme als Vorlage, als Einladung, als Provokation einer Debatte, in der Personen aus unterschiedlichen Bereichen, Disziplinen oder Künsten über rote Fäden, politische Haltungen und kuratorische Positionen diskutieren. Das Format REAKTIONSZEIT (18.2.) ermöglicht ein Gespräch unserer Gäste über das Filmprogramm des Abends, bei dem die anwesenden Filmemacher*innen zunächst nur zuhören, aber nicht antworten dürfen. WUNSCHDENKEN (19.2.) beschreibt ein Format, in dem sich unsere eingeladenen Filmemacher*innen aussuchen, mit wem sie über ihren Film sprechen möchten. Im Format HALBWISSEN (20.2.) kennt die Moderation weder die Filme des Abends noch die Personen auf dem Podium – und ist deshalb umso neugieriger auf beides.
Alle Gäste und Debatten im Detail
Auftaktkonferenz: Zurück zur Klassenfrage – Filmkultur und soziale Ungleichheit
MI 12. Feb.
Am Vorabend der Berlinale diskutieren wir im Rahmen unserer Auftaktkonferenz in der Akademie der Künste Berlin die Klassenfrage aus aktuellen Perspektiven. Details zum diesjährigen Themenschwerpunkt finden sich auf unserer Webseite.
Podium 1: Wie sprechen wir über Klasse? Perspektiven aus Politik, Gesellschaft und Kunst
Gäste: Nuray Demir (Künstlerin/Kuratorin), Katalin Gennburg (Politikerin), Francis Seeck (Vermittler*in/Professor*in/Autor*in). Moderation: Amina Aziz (Journalistin/Redakteurin)
Podium 2: Geschlossene Gesellschaft? Klassenverhältnisse in der Filmkultur
Gäste: Christopher Andrews (Regisseur), Heike-Melba Fendel (Autorin/Schauspielagentin), Marco Müller (Festivalleiter/Produzent) und Biene Pilavci (Regisseurin). Moderation: Dennis Vetter (Woche der Kritik)
Begrüßung durch Peter Badel (Kameramann, Mitglied der Akademie der Künste), Keynote von Andreas Kemper (Soziologe), Lesung von Jovana Reisinger (Autorin/Regisseurin)
Chain Reaction
DO 13. Feb.
Die Woche der Kritik wäre nicht die Woche der Kritik, wenn wir nicht im Rahmen unseres ersten Kinoabends die internationale Filmkritik auf die Bühne bitten würden. Über EAST OF NOON der ägyptischen Regisseurin Hala Elkoussy diskutieren wir mit Öykü Sofuoğlu (Kritikerin und Übersetzerin, u. a. Altyazi Cinema Magazine, MUBI Notebook, Sorociné, and Kortfilm.be), Flavia Dima (Filmkritikerin, Programmgestalterin, Filmvermittlerin, Kritiken erschienen u. a. bei Indiewire, Variety, MUBI Notebook, Reverse Shot, Kinoscope) sowie Beatrice Loayza (Kritiken erschienen u. a. bei der New York Times, Artforum, Criterion Collection, The Nation, 4Columns, Film Comment, Sight & Sound, Guardian, Metrograph Journal). Das Gespräch moderiert der Filmkritiker und Programmgestalter Joseph Fahim, der die Woche der Kritik von 2015 bis 2017 als Mitglied der Auswahlkommission begleitet und von Beginn an mitgeprägt hat. Im Format RUDELKRITIK bitten wir die Regisseur*innen, nicht selbst an der Debatte teilzunehmen, um ein möglichst freies Sprechen zu ermöglichen. Hala Elkoussy und ihr Filmteam werden also die Bühne nach dem Filmprogramm ganz den Kritiker*innen überlassen.
Moderation: Joseph Fahim
Zurück zur Klassenfrage
FR 14. Feb.
Anknüpfend an unsere Auftaktkonferenz folgt am 14. Februar folgt ein Filmprogramm mit anschließender Debatte zur Abbildung von Klassenverhältnissen mit den Mitteln des Kinos – mit dem Filmklassiker Vampires of Poverty von Luis Ospina und Carlos Mayolo sowie aktuellen Arbeiten von Vika Kirchenbauer, Friedl vom Gröller und Adriano Valerio. Bei der anschließenden Debatte bringen wir die anwesenden Regisseur*innen ins Gespräch mit Sinthujan Varatharajah (Autor*in). Varatharajah diskutierte kürzlich im Gesprächsband Hierarchien der Solidarität gemeinsam mit Moshtari Hilal über unterschiedliche Formen der Unterdrückung sowie deren Überwindung. Für die Moderation der Debatte konnten wir Guido Kirsten gewinnen, der seit 2018 das Forschungsprojekt Diskurse des Mangels: Zur Darstellung von Prekarität und Exklusion im europäischen Spiel- und Dokumentarfilm leitet.
Moderation: Guido Kirsten
Family Fatale
SA 15. Feb.
Ein Abend im Zeichen des Filmschnitts: Mit The Sleeping Negro hat Skinner Myers vor vier Jahren einen subtil aufwühlenden Film über die psychischen Dimensionen des Rassismus gemacht. Sein neuester Film Before You Fade Away into Nothing kommt ähnlich unversöhnlich daher – ein Familienfilm, der die Entfremdung zwischen zwei Brüdern in die filmische Form übernimmt. In JJ Lins zwischen Wong Kar Wai und Samuel Beckett angesiedeltem Kurzfilm Hippopotami steht hingegen ein Familienausflug zum Zoo für eine Kritik am chinesischen Bildungssystem. Im Anschluss an die Filme erproben wir gemeinsam mit den beiden Regisseuren, die zugleich die Editoren ihrer Filme sind, unser neues Format TUNNELBLICK, in dem jeweils ein bestimmtes filmisches Metier im Zentrum steht – in diesem Jahr die Montage. Dazu haben wir den Filmemacher Ramon Zürcher eingeladen, der seinen letzten Film Der Spatz im Kamin ebenfalls selbst geschnitten hat, sowie die preisgekrönte polnische Editorin Agnieszka Glińska (Eo, The Girl with the Needle, Lamb). Gemeinsam werden sie von ästhetischen Entscheidungen im Filmschnitt ausgehen, um sich die Filme des Abends zu erschließen.
Moderation: Petra Palmer
Special Screening: The End
SO 16. Feb
11:30 Uhr
Im Rahmen unserer diesjährigen Kooperation mit MUBI präsentieren wir gemeinsam Joshua Oppenheimers extravagantes Polit-Musical The End, gefolgt von einer Diskussion mit dem Regisseur sowie den Schauspieler*innen Tilda Swinton und George MacKay.
Moderation: Hannah Pilarczyk
Myth Mayhem
SO 16. Feb
19 Uhr
Nationalistische Diskurse beziehen sich stets auf eine nationale Geschichte, aber wem nützen diese Bezüge, und wen schließen sie aus? Auf unterschiedliche Weise beschäftigten sich die Filme dieses Abends mit der Instrumentalisierung und Aneignung nationaler Mythen. Für Daphné Hérétakis steht die griechische Geschichte eher im Weg einer lebenswerten Gegenwart – weshalb sie mit What We Ask of a Statue Is That It Doesn’t Move zu einem visuellen Gegenangriff ausholt. Annalisa D. Quagliata Blanco geht von der Indienstnahme der aztekischen Vergangenheit Mexikos aus, um in ihrem rauschhaften Experimentalfilm Aoquic iez in Mexico! Mexico Will No Longer Exist! über Körper, Staat und Religion nachzudenken. In unserem Format STEILVORLAGE werden die beiden mit dem Filmemacher Robin Vanbesien diskutieren, der in seinen Filmen ebenfalls dem Verhältnis von kollektiven Vorstellungen und politischen Kämpfen nachgeht. Komplettiert wird das Podium von der Produzentin und Filmemacherin Rocío Mesa, die als Programmgestalterin für verschiedene Festivals arbeitet. Ihr letzter eigener Film Tobacco Barns gewann 2022 den Dunia Asayo Award in San Sebastián.
Moderation: Călin Boto
NO NEED FOR A LONG READ?
Perspektiven der Filmkritik auf die Kinder- und Jugendfilmlandschaft
In Kooperation mit der European Children’s Film Association (ECFA)
MO 17. Feb
17 Uhr
Mit dem digitalen Medienwandel geraten die traditionellen „Leuchttürme“ der Arthouse-
Berichterstattung ins Wanken. Filme für ein junges Publikum sind besonders betroffen, da sie schon in der Ära des Printjournalismus primär in pädagogisch geprägten Nischen wahrgenommen und diskutiert wurden. Während Audience Development, Filmbildung und Fandiskurse aufblühen, schwindet der Raum für unabhängige Filmkritik außerhalb der Festival-Bubbles. Gleichzeitig entstehen neue mediale und publizistische Räume, in denen selbst herausragende Kinder- und Jugendfilme erst ihren Platz finden müssen. Was ist also nötig, um etablierte Medien sowie moderne Plattformen wie Podcasts, Blogs oder Fanforen für Kinder- und Jugendfilme zu sensibilisieren? Müssen sich die Filme selbst ändern oder vielmehr unsere Haltung, mit der wir ihnen begegnen?
Ein Panelgespräch auf Einladung des Europäischen Verbands für Kinder- und Jugendfilm (ECFA), dem Verband der deutschen Filmkritik (VdFk) und der Woche der Kritik. Filmkritiker*innen und Publizist*innen unterschiedlicher Medienformate diskutieren mit Axel Timo Purr (VdFk) über ihren Kritiker*innen-Blick auf die vielfältige Kinder- und Jugendfilmproduktion.
Gäste: Begrüßung durch Gudrun Sommer (ECFA/DOXS RUHR, DE) & Pantelis Panteloglou (ECFA/Olympia International Film Festival for Children & Young People, GR), Podium mit Savina Petkova (Filmkritikerin, Redakteurin Talking Shorts, GB), Yun-hua Chen (Filmwissenschaftlerin, Kuratorin/VdFk, DE), Sebastian Markt (Berlinale Generation/VdFk, DE)
Moderation: Axel Timo Purr (VdFk/artechock.de, DE)
Caught in the Act
MO 17. Feb.
19 Uhr
Ein Kurzfilm über eine Frau, die ein Date auch dann nicht verloren geben will, als sich ihr Crush als möglicher Serienkiller entpuppt; ein vermeintlich harmloser Camping-Trip, der auf einen tödlichen Plan hinausläuft; und ein Filmemacher, der alte Home Videos neu bearbeitet, um den Mord am eigenen Vater zu inszenieren: Dieser Abend bietet genügend Stoff für eine STEILVORLAGE, unser Format, in dem wir die kuratorischen Entscheidungen unseres Programmteams zur Diskussion mit den Regisseur*innen und unterschiedlichen Gästen stellen. Für eine Debatte zu den Filmen Bits, Vulcanizadora und Tragedy haben wir die Filmemacherin und Schauspielerin Uisenma Borchu eingeladen, die mit ihrem letzten Film Schwarze Milch im Panorama der Berlinale 2020 zu Gast war. Sie wird auf der Bühne mit den Filmemacher*innen Lilliya Scarlett Reid (Bits) und Bernardo Zanotta (Tragedy) sowie dem Schauspieler Joshua Burge zusammentreffen, der die Hauptrolle in Joel Potrykus’ Vulcanizadora spielt.
Moderation: Lucía Salas
Unsigned
DI 18. Feb.
19 Uhr
In unserem Debattenformat REAKTIONSZEIT sprechen nach der Vorführung erst einmal unsere Gäste: Die Filmemacherin Narges Kalhor, deren Film Shahid letztes Jahr erfolgreich im Forum der Berlinale lief, trifft auf den Künstler und Kurator Julian Warner, der seit 2023 das Augsburger Brechtfestival leitet. Die beiden besprechen Zhu Xins (Vanishing Days) neuen Film All Quiet at Sunrise, in dem sich ein Doktorand auf die Spuren des Ursprungs der menschlichen Sprache macht und sich zugleich mit den Beziehungen in seinem Leben auseinandersetzen muss, sowie Oskar Weimars Kurzfilm I Want to Be a House, in dem eine Hausangestellte in Nairobi beschließt, ihre Arbeit niederzulegen und mit ihrem ganzen Körper jenes Haus zu werden, in dem sie so lange geschuftet hat. Zhu Xin und Oskar Weimar selbst werden sich an diesem Abend zunächst in Geduld üben müssen: Erst nach einer Weile dürfen sie selbst die Debattenbühne betreten und auf die Positionen unserer Gäste reagieren.
Moderation: Dennis Vetter
Pastime
MI 19. Feb.
19 Uhr
Warten und Proben, zwei unterschiedliche Rückgriffe auf die Vergangenheit, und ein Gesprächswunsch leiten diesen Abend an: Andy Warhols Grab steht im Zentrum von Radu Judes Film Sleep #2, dessen Titel sich explizit auf Warhols eigenen Film Sleep bezieht. Basierend auf Aufnahmen einer auf dem Friedhof installierten Live-Webcam observiert, improvisiert und meditiert Judes Found-Footage-Film in gleichem Maße. Die US-amerikanische Künstlerin Diane Severin Nguyen folgt in ihrem Film In Her Time (Iris’ Version), der als Videoinstallation bereits im New Yorker Whitney Museum ausgestellt war, einer Schauspielerin, die für einen Historienfilm den Krieg probt. An diesem Abend proben wir selbst unser Debattenformat WUNSCHDENKEN, in dem die Filmemacher*innen selbst eine Einladung für einen Gast aussprechen können und sich mit diesem dann ganz ohne eine Moderation intensiv über das Kino und die Welt austauschen. Wen sich Diane Severin Nguyen als Gegenüber gwünscht hat, enthüllen wir kurz vor der Veranstaltung. Radu Jude wird zu Beginn des Abends das Publikum begrüßen.
Private Eyes
DO 20. Feb.
19 Uhr
Den Abschluss der diesjährigen Woche der Kritik bildet die Frage, wie wir Erlebtes in Erinnerung behalten und uns gegenseitig davon erzählen. Ausgehend von der biografisch-musikalischen Spurensuche Measures for a Funeral der Regisseurin Sofia Bohdanowicz (MS Slavic 7) wagen wir mit dem Filmkritiker, Cutter und Kameramann Nino Klingler ein detektivisches Experiment. Denn als Moderator hat er den genannten Film nicht gesehen, der im Zentrum der heutigen Debatte stehen wird. Die Augenzeug*innenberichte von Elektro-Pop-Ikone Barbara Morgenstern, die zuletzt in Sabine Herpichs Dokumentarfilm Barbara Morgenstern und die Liebe zur Sache auftrat, sowie der beiden Kritikerinnen Sonya Vseliubska (Ukrainska Pravda, Vogue Ukraine) und Valerie Dirk (Der Standard) müssen unserem Moderator an diesem Abend helfen, das Verpasste zu rekonstruieren, dem Unbeschreibbaren auf die Schliche zu kommen und den verschiedenen Perspektiven auf Bohdanowicz’ Arbeit im gemeinsamen Gespräch mit gefährlichem Halbwissen nachzugehen – ganz im Sinne der wichtigsten Frage des Kinos: Was hast du gesehen?
Moderation: Nino Klingler
Interviewanfragen richten Sie bitte an unsere Pressesprecherin Elisabeth Mohr.